Berühmte Rebsorten

Der Trollinger aus Südtirol und Württemberg

Wer sich noch schnell ein Weintraube der Sorte Black Hamburg in den Mund steckt, genießt den Urtrollinger. Als Weintraube weltweit berühmt, als Wein wird er nur in Südtirol und in Württemberg hergestellt.

Die alte Rebsorte ist attraktiv wie nie zuvor. Doch in Südtirol sollte man aufpassen, was man sagt. Die häufigste Rotweinsorte ist der Vernatsch. Die Vernatschtraube wird auch für den Württemberger Trollinger verwendet. Ein Vergleich mit diesem Wein ist aber eher nicht so gut, denn die Südtiroler rund um Alta Badia, das Tauferer Ahrntal und den Rosengarten sind mehr als stolz auf Ihre eigene Rebsorte.

Anbau der Rebsorte Trollinger

Der Trollinger hat gern warme Füße. Deswegen ist für seinen Anbau eine mollige Bodentemperatur auf Muschelkalk oder ähnlichem sehr zu empfehlen. Der Rotwein wird spät geerntet und braucht eine lange Reifezeit ohne Frost. Der Trollinger ist ein Pro Liter Wein, denn aus ihm kommt wirklich viel Ertrag. 100 Hektoliter auf einen Hektar sind durchaus keine Seltenheit. Das Mostgewicht liegt bei ungefähr 70 Grad Oechsle im Durchschnitt. Dieser Rotwein hat einen hohen Säuregehalt.

Weinreise nach Württemberg

Bedeutung von Trollinger

Die deutsche Anbaufläche ist in den den letzten Jahrzehnten bis zum Jahr 2000 konstant gewachsen. Mehr als 1.000 Hektar kamen dazu und gaben der Traube eine ähnliche Bedeutung wie einst dem Müller Thurgau als weiße Rebsorte. Mit den Jahren nach dem Jahrtausendwechsel drängten sich andere Rotweine wieder in die Gläser der Deutschen. Pinot Noir und Cabernet Sauvignon haben sich das alte Renommeé zurückerobert. Und das ist Stand Dezember 2020 weiterhin so. Auch deswegen verringerte sich die Fläche im letzten Jahrzehnt wieder ein bisschen. Trotzdem bleibt der Trollinger im Land von Ministerpräsident Winfried Kretschmann die meistangebaute Rotweinsorte vor Lemberger und Schwarzriesling. 

Das schwäbische Nationalgetränk

Außerhalb vom südwestlichsten deutschen Bundesland gibt es nur ca. 30 Hektar Anbaufläche. Und das hat natürlich auch einen logischen Grund. Die lange Reifephase der Pflanze erfordert nun mal auch eine lange klimatische Warmphase und Regen. All das ist in der Region gegeben. Und so hat sich ganz automatisch für die “Bürgerinnen und Bürger” von Baden Württemberg eine ganz eigene Tradition entwickelt. Hier und nur hier gibt es das sogenannte schwäbische Nationalgetränk namens Trollinger. Eine Rebsorte, die so eine klare Heimat hat nennt man autochthone Rebsorte, von der es durch die Globalisierung tatsächlich kaum noch viele gibt.

Das Nationalgetränk der Schwaben

Ausbau und Geschmack des Weins

Der Trollinger hat eine Eigenart, die wohl nicht viele andere Weine mit ihm teilen. Obwohl er ganz lange am Rebstock hängen möchte, um reif zu werden möchte er sehr gern schnell getrunken werden. Er ist ein klassischer, leichterer, deutscher Trinkwein mit einer gewissen Restsüße. Dies macht ihn unkompliziert aber eben auch nicht hoch klassisch. Hier werden keine Orden verliehen. Dieser Rotwein mit Aromen von Wildkirsche und Muskat will einfach nur ausgetrunken werden, und das meistens schon im ersten Jahr nach der Ernte. Einige Winzer geben dem Trollinger auch noch ein bisschen vom zweiten württembergischen Rotwein, dem Lemberger, hinzu. Bei normalen Rebsorten auch so gewöhnlich ist die Tatsache, dass die Trauben an sich auch oft einfach nur so als Tafeltrauben gegessen werden. Er ist halt ein Frischer.

Geschichte des Trollinger

Der genaue Ursprungsort des Trollinger, abgeleitet von Tirolinger, ist bisher nicht bekannt. Wahrscheinlich ist aber, dass er aus Südosteuropa kommt und dann Schritt für Schritt weiter nördlich gewandert ist. Die Ausbreitung hörte aber genau an der Stelle auf, wo das Wetter und die Böden nicht mehr mithalten konnte. Zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert war der Trolliger dann bei den Württembergern, später nach Südtirol.

Der Schwarzurban, ein Kind des Trollingers, kam auch im Mittelalter aus der Staufischen Lombardei ins heutige Deutschland. Die eigentliche Herkunft lässt sich am Namen ableiten. „Urban“ aber auch „Vernatsch“ klingen genau so wie die zwei kroatischen Nachbarorte Vrban und Vernaz. Anhand dieser Namen lassen sich Völker und deren Wanderungen ableiten. Wenn man das ein wenig aufwendiger weiter durchforstet landet man in der Weinregion Schirwan. Und die liegt im heutigen Aserbaidschan und nordwestlichen Iran. 

Erst als sich die Rebsorte im 18. Jahrhundert  als „Schiava“ und als „Vernatsch“ in Südtirol zum Rotweinsuperstar mauserte, wurde sie "Trollinger“ getauft. Heute wird sie vor allem in Württemberg und Baden, in kleinen Mengen aber auch in anderen Anbaugebieten unter Blauer Trollinger (Trollinger) angebaut, der genetisch mit der Rebsorte Schiava Grossa (Großvernatsch) identisch ist. 

Geheimtipp aus der Küche für Trollinger Weine

Er ist die Weinseele in Württemberg und das muss sich natürlich auch beim Kochen wiederfinden. Also wird zu den Nationalgerichten Maultaschen und Spätzle natürlich ein Glas Trollinger daneben gestellt. Aber nicht nur die deutschen Gerichte finden sich neben dem hellroten Feiergetränk, dass die Südwestdeutschen lieber trinken, als sich impfen zu lassen, wieder. Durch die leichte Süße und seine rustikale Art passt er auch gut zum deftigen Vesper sowie zu Pasta mit Tomatensauce, Polenta mit Pilzen oder Risotto mit Radicchio. Apropos Corona Pandemie. In den warmen Monaten der Corona Krise flossen wahrscheinlich Millionen Euro an die Winzer Baden-Württembergs, denn dieser Trollinger ist ein absolut süffiger Schoppenwein, auch ohne Essen. 

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