Wein in der Kunst
Wein ist nicht nur eine Gaumenfreude, sondern auch immer wieder ein Kulturgenuss. Wir schmecken mit allen Sinnen, fühlen unser Wohlbefinden gestärkt und den Geist beflügelt.
Dies kommt nicht von ungefähr und ist auch kein Geniestreich moderner Winzerbetriebe, es zieht sich durch die Geschichte und reicht bis zu den Göttern zurück. Wer wollte dem Wein also seinen beinahe magischen Zauber absprechen. In Kultur und Religion ist der Wein mit allerlei sinnreichen Nennungen vertreten.
Der Wein ließ einen Kult wachsen, Rituale entstehen und führt bis zum Glaubensbekenntnis beim heiligen Abendmahl. Heilig ist uns der Wein als eines der ältesten Kulturgüter überhaupt. Über Jahrtausende hinweg wurde der Weingenuss gelebt und an der Verfeinerung der Reben gefeilt.
Weinkultur sind heute Weinfeste ebenso wie Weinproben im privaten Kreis oder eben die ganze besondere Flasche Rebensaft zu ebensolchem Anlass. Künstler und Kulturschaffende bleiben dem Wein nicht nur im Glase treu, sie fassen die Thematik auch immer wieder bei ihrem kreativen Wirken ins Auge.
Den Wein aufs Treppchen hebt jährlich der Deutsche Weinkulturpreis.
Wein als Kulturgut
Wir müssen weit zurückgehen, um auf die Anfänge des Weines als Kulturgut zu stoßen. Wohlige Ekstase beim Weingenuss ließ die Menschen sich ihren Göttern näher fühlen. Während Bacchus in der römischen Mythologie den Weingenuss repräsentierte, stand Dionysos als griechischer Weingott Pate.
Die Ägypter huldigten Osiris und in Babylonien verband man den Weingenuss mit Gilgamesch. Die alten Griechen machten den Wein zum Sinnbild ihrer Kultur schlechthin. Hier haben auch die Weinfeste ihren Ursprung.
Das Fest der Weinpresse wurde im antiken Griechenland im Dezember gefeiert. Der neue Wein wurde ihrem Gott Dionysos geopfert. Der Wein der letzten Ernte stand dann im Februar beim Anthesterien im Mittelpunkt.
Die Römer stellten den Wein unter strengen religiösen Gesichtspunkten her. Wann mit der Ernte begonnen wurde, entschieden die Priester. Auch im Weinberg packten die Würdenträger mit an und verschnitten die Rebstöcke. Beim Libationsopfer wurde Wein auf die Opfergegenstände oder direkt ins Feuer gegossen.
In der Bibel wird nicht mit der Huldigung des Rebensaftes gespart. Noah gilt als erster Winzer der Menschheit. Der Weinberg steht symbolisch für die Israeliten, im Buch Salomo wird Wein wie Arznei verabreicht und der Heilige Geist wird mit neuem, gärenden Wein verglichen.
Wein verkörpert Lebensfreude und bringt die Menschen in Feierstimmung. Im Christentum steht der Messwein für das Blut Christi und auch die Juden verwenden koscheren Wein bei zahlreichen Ritualen und Festlichkeiten.
Seit man vom Wein sprach, hat man ihn auch gemalt, mit den unterschiedlichsten Techniken und auf die verschiedensten Materialien. Einiges ist erhalten geblieben, vieles wird in der Geschichte verborgen bleiben.
Geht man nur einmal bewusst durch eine Gemäldegalerie, zahllose Weingläser, Weinfalschen, Reben und Weinballons werden das Ergebnis dieser gezielten Bildbetrachtung darstellen. Eine kleine Augenweide sind auch die Weinetiketten des Weingutes Cháteau Mouton-Rothschild.
Das Weingut im Bordeaux überrascht seit 1945 mit seinen von bekannten Künstlern gestalteten Etiketten. Marc Chagall, Georges Braque oder Salvador Dali haben hier bereits ihre künstlerische Handschrift hinterlassen.
Dem Wein wurden auch bereits ganze Ausstellungen gewidmet. 1985 wurde in New York “Wine: Celebration and Ceremony” gezeigt. 1990 befasste sich die Steirische Landesausstellung mit der Weinkultur in Gamliz und 1995 konnte man sich in Krems mit dem Mysterium Wein beschäftigen.
Der Wein in der Literatur
Beinahe jeder Dichter hat während seiner Schaffenszeit ein Wort über ihn verloren. Ein Beweis dafür, das der Wein im Glas einfach inspiriert und dazu verleidet, sich mit dem Getränk der Götter näher zu befassen und der Nachwelt seine Gedanken darüber in der einen oder anderen Weise zu hinterlassen.
Seit der Antike und bis heute werden Wein Trinklieder in unterschiedlicher Qualität gewidmet. Die alten Griechen hielten Dionysos für den Spender des Weines. Erste lyrische Abhandlungen über den Wein fanden sich in der Anakreontik.
Diese literarische Strömung hatte den Wein und seine Feste und den Kult rund um Weingott Dionysos zum Inhalt. Auch in der griechischen Antike nahm der Wein eine zentrale Rolle in der Literatur ein. Odysseus schickt den Zyklopen Polyhem in einen Weinrausch und rettet sich und seine Mannen.
Gott höchstpersönlich pflanzte nach der Sintflut den Weinstock vor Noah auf und machte diesen kurzerhand zum Winzer. Selbst die heile Welt der Grimmschen Märchen bringt den Wein in die Literaturgeschichte ein. Jedes Kind weiß, das Rotkäppchen der Großmutter als Stärkung Kuchen und Wein mitbringt.
Im Laufe der Jahrhunderte wurden neue Dichter geboren, aber die Verbundenheit zum Rebensaft blieb erhalten.
Annette von Droste-Hülshoff blickte verträumt von ihrem Weinberghäuschen auf den Bodensee.
Goethe und Schiller waren bekennende Weintrinker und auch Hermann Hesse hielt literarische Zwiesprache mit dem Wein. Auch im modernen Bücherschrank wird der Weinleser fündig.
Ganze 33 mörderische Geschichten hat Angela Eßer in ihrem bei Scherz tb erschienenen Buch “Weinleichen, von mörderischen Winzern und tödlichen Kellermeistern” gesammelt.
Diese stammen von Georges Simeon, Edgar Allen Poe oder verschiedenen Dichtern der Gegenwart. Bei Paul Grote findet eine “Verschwörung beim Heurigen” statt und Anne Chaplet macht in ihrem Winzerkrimi “Wasser zu Wein”.
Es dürfte also kein Problem darstellen, sich eine Weinlektüre zur Entspannung zu gönnen und wer sich weiterbilden möchte, der greift zu den Fachbüchern die über den Rebensaft verfasst worden sind.
Wein und Musik
Ein Glas am Abend - irgendetwas fehlt - richtig, die Musik. Musik und Wein gehören absolut zusammen.
Da die Menschen selten etwas dem Zufall überlassen, will man herausgefunden haben, dass sich ein schwere Opernarie am besten mit Cabernet Sauvignon verträgt und der Chardonnay-Trinker nach leichter Muse verlangt.
Unser Tipp, halten Sie es einfach wie mit dem Wein, der Geschmack zählt. Über Geschmäcker lässt sich streiten, dies wird auch den Verfassern der bekannten Weinlieder bewusst gewesen sein.
Am Rhein waren diese besonders emsig am Werk und schufen mit “Wenn das Wasser am Rhein goldner Wein wär” oder “Einmal am Rhein” deutsches Kulturgut.
Die berauschende Wirkung des Weines hat viele große Stimmen auf den Bühnen der Welt geformt und wer bei einem Glas Wein in Stimmung kommt, der erträgt auch musikalische Ausrutscher wie “Sieben Fässer Wein” oder frönt dem Weinkonsum bei “Red Red Wine” oder “Rote Rosen, Rote Lippen, Roter Wein”.
Zu einem Klassiker im Glas passt dann vielleicht “Summer Wine”….