Weniger ist mehr

Rückläufiger Konsum, höhere Qualität

Der Weinkonsum in Deutschland sinkt seit Jahren – und doch bedeutet das keine Krise, sondern eine Neuorientierung. Zahlen zeigen: Die Deutschen trinken weniger, aber besser.

Der Rückgang in Zahlen

Nach Angaben des Deutschen Weininstituts lag der Pro-Kopf-Verbrauch von Wein in Deutschland 2010 noch bei rund 24,5 Litern. 2023 waren es nur noch 19,9 Liter – ein Rückgang von über 18 Prozent in etwas mehr als einem Jahrzehnt. Zum Vergleich: In den 1980er-Jahren tranken die Deutschen noch regelmäßig über 30 Liter pro Kopf.

Auch im internationalen Kontext fällt Deutschland zurück: Frankreich liegt zwar ebenfalls im Sinkflug (2023 nur noch 40 Liter pro Kopf, in den 1960ern waren es noch 120 Liter!), doch die Deutschen haben längst das Bier als nationales Genussmittel wiederentdeckt – wenn auch dort mit sinkendem Trend.

Gründe für den Rückgang

Gesundheitsbewusstsein: Die „Mindful Drinking“-Bewegung gewinnt an Fahrt. Besonders junge Menschen trinken deutlich weniger.

Demografie: Die alternde Gesellschaft verändert Konsummuster. Weniger Feierkultur, weniger Gelegenheitstrinken.

Alkoholfreie Alternativen: Laut einer Nielsen-Studie wuchs der Umsatz alkoholfreier Weine und Schaumweine in Deutschland 2023 um 23 Prozent.

Pandemieeffekte: Während der Corona-Lockdowns stieg der Konsum kurzfristig, doch danach setzte eine Gegenbewegung ein.

Qualität statt Quantität

Der Umsatzrückgang bedeutet nicht, dass Winzer weniger verdienen. Im Gegenteil: Der Durchschnittspreis pro Flasche Wein ist seit 2010 um knapp 40 Prozent gestiegen. Deutsche Konsument:innen sind bereit, für weniger Wein mehr Geld auszugeben.

Das zeigt sich auch in der Marktentwicklung: Bio-Weine machen inzwischen über 12 Prozent des Weinabsatzes aus. Premiumweine aus kleinen Lagen werden stärker nachgefragt. Der Trend geht hin zu Wein-Abonnements und kuratierter Online-Bestellung, die ein höheres Preisniveau ermöglichen.

Die Chancen für Winzer

Für die Branche bedeutet das Umdenken: Billigwein hat es schwerer, Premiumprodukte dagegen profitieren. Besonders kleine, handwerkliche Weingüter, die auf Qualität und Authentizität setzen, gewinnen Marktanteile.

Fazit

Deutschland trinkt weniger Wein – aber besser. Für Winzer ist das keine Krise, sondern eine Einladung, den Fokus zu verschieben: Weg von der Masse, hin zur Klasse.

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