Jenseits der € 1,99 - Aus einem Leben als Unwissender - Teil 5

Ein Laie auf Weinerkundung 5

Es wird dem Einen oder Anderen bestimmt aufgefallen sein, aber in den letzten Wochen beschäftige ich mich viel mehr mit dem Thema Wein als in den Jahren zuvor. und je mehr ich darüber nachdenke, um so mehr wird mir klar, warum ich früher vor Wein so zurück schreckte.

von William Powell

 

Doch, doch - das Wort ist durchaus richtig gewählt, denn Wein war für mich lange etwas für Menschen mit dieser Form der natürlichen Arroganz, die viel mit einem generellen „Leckmichdochwennsdirnichtpasst“ zu tun hat und die ich -Zufall? - stark mit Franzosen assoziiere.

Schuld sind die Franzosen

Schuld ist wahrscheinlich die erste Französin, der ich je begegnet bin. Sandrine war 14, kam aus St. Denis und war drei Wochen zum Austausch bei meiner damaligen Freundin. Sie ließ mich schon beim „Hallo, je suis" … derart gnadenlos abperlen, dass ich drei Tage lang zu weinerlicher Introspektive neigte und mich auch danach in Sandrines Gegenwart wie Klein Doofie mit Plüschohren fühlte. Und das mit 15. Das sollte die Zeit sein, in der man raus geht, gedankenlos Drachen tötet und sowieso Alles besser weiß, als alle anderen. Das geht aber nur, wenn man sich eben nicht der Introspektive hin gibt, denn wer möchte schon ehrlich wissen, was im Gehirn und der Seele eines Pubertierenden vorgeht? Ich nicht! Wollte ich auch damals nicht. Igitt!

Mumm und nix weiter

Na auf jeden Fall fehlte mir danach wohl für eine Weile der Mumm, um mich mit Dingen zu umgeben, die einen - zumindest auf den ersten Blick - hätten verunsichern können. Wie Mädchen beispielsweise … oder Lyrik … oder die Namen französischer Weine. Die Biere in unserer Gegend hießen Heylands, Schwanen oder Eder. Da gab es kein Getue und das einzige ChiChi, das diese Produkte umgab, war das Märzen, das Heylands jedes Frühjahr rausgab. Ansonsten hatte man die Wahl zwischen Export und Pils, wobei Letzteres 25 Pfennig teurer war die Flasche, was die Wahl sehr einfach machte. Apropos Flasche - die waren - vom Etikett mal abgesehen - absolut identisch. Braun, halbhoch und sehr stabil. Bierflaschen eben.

Roter hervorragender Wein

Und dann gehst du mit den Eltern einer Freundin (ja - ich weiß - ich wollte das lassen) in ein Restaurant, bekommst eine Weinkarte gereicht und liest Dinge wie Château de Lagorce Rouge, Domaine de Rabasse "Cuvée Prestige" Côtes du Rhône oder (fast an Schlimmsten) Seigneur Jean de Roze. Wie bitte … Rotz? Das kannst du doch nicht sagen … eigentlich kannst du nichts davon sagen. Und was sagte ich statt dessen? „Ähhmmm - Sie haben nicht zufällig ein Bier?“

Hatten sie natürlich nicht. Die Frage brachte mir zudem ein gerolltes Paar Augen beim weiblichen gegenüber ein (von ihren Eltern mal völlig abgesehen) “Was mir den so schmecke?“, versuchte der Kellner die Situation zu retten. „Wohl Bier!“ maulte meine Ex-Freundin.

Rote Katze

Was ich letztendlich bekam, war irgendwas wie Félines rouge (hatte wohl was mit ner roten Katze zu tun) und natürlich schmeckte er - trotz maximaler Verunsicherung aller meiner Sinne - ziemlich köstlich. Hätte Bier wahrscheinlich nicht - nicht mal französisches …zumal ich es nicht mal ordern könnte, denn ich weiß bis heute nicht, wie man so ein Demi Pression richtig bestellt.

Weinreise nach Frankreich - Champagne

Bei Wein habe ich Fortschritte gemacht. Chardonnay rutscht mir doch inzwischen genau so leicht von der Zunge wie Bordeaux oder Château Desmirail Troisième Cru Classé … gut - der Letzte war gelogen.

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