Das nächste Glas

Warum jeder Plan am Wein scheitert und genau deshalb gelingt

Es gibt in der Businesswelt zwei Arten von Menschen: diejenigen, die glauben, dass Erfolg in Excel-Tabellen beginnt, und diejenigen, die wissen, dass Erfolg im Glas liegt.

Wer jemals versucht hat, einen Fünfjahresplan nüchtern zu schreiben, weiß: das geht nur so lange gut, bis die erste Zeile steht. „Umsatzsteigerung 20 % p.a.“ – und schon klingt es wie die Speisekarte eines veganen Schnellrestaurants: ambitioniert, aber irgendwie verdächtig leer. Spätestens nach dem ersten Glas Wein fällt einem auf, dass man vielleicht statt Umsatzsteigerung erstmal einen Stuhl braucht, auf dem man während des Meetings bequem sitzen kann.

Pläne machen, Gläser heben

In jeder Gründerbiografie liest man, dass die besten Ideen nachts um zwei Uhr in einem Loft entstanden sind. Was nie dabei steht: dass neben dem Whiteboard ein leerer Merlot stand, und dass die bahnbrechende Vision von „Food Delivery 2.0“ eigentlich nur der verzweifelte Versuch war, Pizza mit Rotwein kombinierbar zu machen.

Das nächste Glas ist immer der Feind der Struktur. Doch paradoxerweise ist es genau dieses Glas, das einen aus dem Hamsterrad der PowerPoint-Folien kickt. Während nüchterne Köpfe ihre Roadmaps in linearen Zeitachsen abarbeiten, erfindet der Weintrinker unterwegs ein Lufttaxi für Haustiere. Unbrauchbar? Vielleicht. Aber hey: „Disruption“ klang auch mal wie eine feuchtfröhliche Ausrede.

Historisch fundierte Beweise (oder was dafür durchgeht)

Caesar überquerte den Rubikon, so behaupten Historiker, nach einem Gelage mit kräftigem Falernum. Hätte er auf Wasser gesetzt, wäre er vermutlich im Wirtshaus geblieben. Goethe schrieb „Faust“ angeblich inspiriert von Rheinwein – die zweite Hälfte des Werkes liest sich jedenfalls wie ein literarischer Kater. Und Churchill? Der Mann führte ein ganzes Land durch den Krieg – begleitet von Zigarren, Whisky und einer respektablen Weinkarte. Steve Jobs soll sein erstes iPhone-Design auf eine Serviette gekritzelt haben. Ich wette, auf der anderen Seite der Serviette standen die Worte: „Noch ein Glas Chardonnay.“

Das Glas als wahre Disruption

In der Start-up-Szene wird gern über „Disruption“ geredet. Dabei ist das meiste nicht mehr als ein neues Liefermodell für Salat. Der wahre Disruptor steht seit Jahrtausenden auf unseren Tischen: Wein.

Plan A: Marketingstrategie schreiben.

Glas 1: kleine Rechtschreibfehler, aber noch seriös.

Glas 2: Post-it-Wände voller „Moonshot-Ideen“.

Glas 3: Pitch für eine App, die Weinflaschen selber öffnet.

Glas 4: Investor überzeugt.

Die Kette ist simpel: kein Glas, kein Chaos, kein Erfolg.

Corporate Wine Management

Wer heute in großen Firmen Karriere machen will, muss Buzzwords lieben. Darum schlage ich vor: „Next-Glass Thinking“. Meetings beginnen nicht mehr mit Agenda und Flipchart, sondern mit einem ersten Glas Riesling. KPIs heißen dann „Korken pro Initiative“. Zielerreichung wird in „Litern pro Quartal“ gemessen. Und wer zu lange Wasser trinkt, wird vom Board als „unterkorkt“ entlassen.

Das Start-up und der Chardonnay

Man erinnere sich an das legendäre Berliner Start-up, das ein Gerät entwickelte, das Weinflaschen via Bluetooth öffnet. Niemand brauchte es. Niemand wollte es. Doch die Gründer bekamen fünf Millionen Euro Seed Funding – und erklärten später, die Idee sei bei einem Chardonnay-Abend entstanden, nachdem sie drei Stunden lang versucht hatten, einen Korken mit einem Schraubenzieher zu entfernen. Erfolgsgeschichte? Ja. Produkt eingestellt? Ebenfalls ja. Aber wer lacht, hat keinen Chardonnay getrunken.

Produktivität im Rausch der Listen

Es heißt, Wein senkt die Produktivität. Unsinn! Wein verändert Produktivität. Wer nüchtern eine To-do-Liste schreibt, endet mit:

Mails beantworten

Einkauf erledigen

Präsentation vorbereiten

Nach dem nächsten Glas sieht die Liste so aus:

Universum retten

Fahrradhelm für Eichhörnchen erfinden

Eigene Netflix-Serie pitchen

Und genau hier liegt die Magie: Niemand will die hundertste Präsentation sehen. Aber ein Gründer, der ernsthaft behauptet, den ersten Streaming-Dienst für Haustiere zu bauen, bekommt Aufmerksamkeit – und vielleicht Kapital.

Der Wein-Exit

Am Ende träumt jede Firma vom Exit. IPO, Verkauf, Unicorn-Status. Doch seien wir ehrlich: Der wahre Exit ist der letzte Schluck aus der Flasche, wenn man feststellt: „Morgen fangen wir wirklich an.“ Erfolg ist kein Excel-Sheet. Erfolg ist das Glas, das einen über die Grenze von Vernunft zu Vision trägt.

Fazit

Das nächste Glas ist Fluch und Segen. Es beendet Pläne, zerstört Excel-Tabellen, ruiniert Pitchdecks. Und genau darin liegt sein Wert. Denn ohne das nächste Glas gäbe es keine verrückten Ideen, keine absurden Innovationen, keine Gründungsgeschichten, die sich wie ein Märchen lesen.

Also: Trinken Sie verantwortungsvoll – aber trinken Sie. Denn am Ende gilt im Business wie im Leben: Kein Glas, kein Plan. Kein Plan, kein Erfolg.

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