Der Südwesten Frankreichs

Weine aus Roussillon und Languedoc

Städte wie Perpignan, Collioure oder Banyuls sur Mer wirken um die Jahreszeit einfach ganz anders. Alles ist so viel natürlicher, ruhiger und leiser. Endlich sind die Massen von Touristen weg und man erlebt wieder französisches Leben und Lachen.

Der Herbst und die Weinreise

Wenn die Lese im Herbst vorbei ist verschwindet meistens auch die gute Herbstlaune aus Deutschland. Jetzt wird es mies. Der Himmel schüttet sich aus als gäbe es kein morgen, die Temperaturen sind zwar nicht komplett im Keller, aber soweit unten, dass der Zwiebellook mit allen Schwitz-, Frier- und Riechkomponenten startet. Und genau dann fällt die richtige Entscheidung. Weg hier. Weit weg. Dahin wo mindestens noch 6h Sonne und 20 Grad auf einen warten. Und – dahin wo der tiefrote Wein gemacht wird.

Die Wahl wäre vielfältig. Südeuropäische Trauminseln rund um Griechenland kommen da in Betracht, spanische Küsten oder gleich mal ein Stück weiter nach Kalifornien. Das sind ganz klar alles traumhafte Optionen. Manche zieht es aber trotzdem immer wieder nach Frankreich. Warum? Weil hier eine Einheit zwischen Laissez fair, Geschmack, Stil und Historie herrscht, die man eben in den anderen Gebieten so nicht finden kann. Und so ist der Herbst eine kalendergemachte Einladung in den südlichsten Zipfel unseres Nachbarlandes.

Südfrankreich als offener Geheimtipp

Kaffee am Morgen, das Gespräch bei Baguette und Schinken am Mittag und der Wein am Abend sind ein herrlicher Ausdruck begriffen zu haben, worum es in einem Leben gehen sollte. Wenn das dann auch noch wie in Collioure, in Mauern, die mehr als 1500 Jahre alt sind , stattfinden kann, ist das Auge und das Ohr gleichberechtigt mit Erfüllung bedient. Vielleicht darf man an dieser Stelle die Muscheln, Entrocotes, Pilze und und und nicht vergessen – genau richtig. Es gibt hier eben noch mehr, was das Herz in Fahrt kommen lässt.

Mas Christine in Argeles

Wie fast überall in Frankreich sprießt Wein. Soweit das Auge reicht. Natürlich auch auf den 80.000 Kreisverkehren. Rechts rum, ein kleines Schild, eher unscheinbar – Mas Christine. Der Weg, wenn man die Rumpelstrecke überhaupt so nennen kann, ist eher zum direkten Umdrehen oder für große SUV´s geeignet. Aber nix da, wir fahren ja nur ein Mietauto. Das muss das können. Oder wenigstens sollte es das aushalten.
Das Mas Christine
Der nächste Blick sieht eher nach alter Brauerei oder Wertstoffhof aus. Wie man sich eben so seine Gedanken beim ersten Zusammentreffen macht, entscheidet auch hier der erste Blick. Ergebnis – nun ja mal sehen. Eher so lala.

Doch dann kommt der besondere Moment, der eine Weinreise von einem Pauschalurlaub unterscheidet. Fragen schwirren durch den Kopf und das Gegenüber bemüht sich redlich auf französisch alles das zu beantworten.

Der Rotwein im Edelstahlfass

Ja, die Franzosen haben Ruhe und Ausdauer, wenn man ihnen nur in Landessprache begegnet. Und so wird eine kleine Weinverkostung mit einem holzdominanten Grenache blanc und einem Cuveé rouge schon nach 5 Minuten zu einer Weingutsbesichtigung der besonderen Art. Dort wo bei uns nur Stahl und Holzfass glänzen, steht hier der aufrechte Keramik“turm“ und ist schon allein wegen seines Musters ein Blickfang.

Und nebenan, auf dem Edelstahltank, liegt der Deckel schief. Wer da nicht hinschaut, liebt keinen Wein. Der Winzer erkennt das sofort und lädt zum ersten Blick auf den neuen 2016er Jahrgang ein. Ein Meer aus Trauben schwimmt da oben und lässt beim Kosten schon ahnen, wieviel Schwere hier noch ansteht.

Ein Winzer aus England

Das Französisch wird schwerer, die Fachbegriffe jagen einander und nun wird zum großen Kundenfreundlichkeitsfinale geblasen. Im Handumdrehen ändert sich ein stockendes französisches Gespräch in eine perfekte Oxford-English Analyse der letzten Weinjahre hier ganz unten in Frankreich. Hier wo es nämlich nicht kalt genug war, damit die Pflanzen sich richtig schließen und öffnen können und wo Regengüsse ganze Hänge einfach wegradieren.

Und hier wird ein Wunsch war, den man als Konsument wohl nicht überall erfüllt bekommt. Die Flasche mit dem Namen Red Socks hat ihren Ursprung zwei Hallen weiter. Da stehen 2 mal 225 Liter Holzfass und blubbern vor sich hin. Nur daraus kommen die roten Socken. Vom Stampfen.

Wie sich das anfühlt? Ganz warm und wunderbar – ein herrlicher Malkurs für Erwachsene wäre nach diesem tiefrot der Hände ein leichtes Spiel. Und das von einem Engländer? Offensichtlich läuft das hier unten, im südlichsten Zipfel. Denn hier geht noch viel mehr. „Neuschwanstein“ und Wein zum Beispiel.
Der Herbst hat eben seine schönen Seiten. In Frankreich.

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